Starkregenfolgen am Hülstrung 2021

 

In 2018 war das Wasser nahezu ungebremst von den Feldern runter geschossen und hat im südlichen Teil des Hülstrung zu erheblichen Schäden in vielen Häusern geführt.

Es wurden daraufhin von der Stadt neue/zusätzlich Gullys gebaut und ein Großteil des Randsteines im oberen Teil des Hülstrung deutlich erhöht. Da wo die Randsteine nicht erhöht wurden, wurde von uns in Richtung Felder ein kleines Mäuerchen aus aufgeschichteten Pflastersteinen aufgeschichtet. Weiterhin gab es verschiedene präventive Maßnahmen den Wasserfluss zu lenken und Häuser zu schützen.

Auch wurden seitdem im oberen Bereich des Hülstrung Sandsäcke und Steine griffbereit gelagert und Absprachen zwischen den Nachbarn getroffen, dass im erneuten Wasser-Notfall das von den Feldern kommende Wasser im oberen Teil aufzuhalten ist. Und es gab die WhatsApp Gruppe „Hülstrung Alarm“ über die Nachbarn über Notsituationen benachrichtigt werden konnten. Es gab also eine Reihe von Vorbereitungen für den Tag X - und der kam dann auch. Und schneller als man dachte...

 

Am 14.07.2021 hat es fast den ganzen Tag mit kurzen Unterbrechungen z.T. sehr stark und andauernd geregnet. Den ganzen Tag über gab es schon einen erheblichen Fluss von Wasser über den Landwirtschaftsweg aus den höher gelegenen Feldern in Richtung Hülstrung. Der konnte bis dahin von den neuen Gullys und den Randsteinen zunächst noch bewältigt werden. Das änderte sich dann gegen 15:30 Uhr als ein fast durchgehender Starkregen einsetzte. Die oberen Gullys wurden durch die hohen Wassermengen überspült und die höheren Randsteine, auf die das Wasser mit hoher Geschwindigkeit im 90 Grad Winkel traf kamen an ihre Grenzen.
 

Wichtig - bei den gezeigten Bildern ist zu beachten, dass diese Aufnahmen zu einem Zeitpunkt gemacht wurden, an dem der Regen bereits nachgelassen hat. Als es richtig zur Sache ging hatte keiner die Zeit zum fotografieren und Filmchen zu drehen. Da waren die Verhältnisse deutlich dramatischer.

 

Deshalb wurden die bereitstehenden Sandsäcke und Steine quer gelegt um die Wucht des Wassers zu reduzieren und zu lenken. Weiterhin wurde ein kleiner Entwässerungsgraben am Feld gegraben um das abfließende Wasser zumindest zum Teil umzuleiten. Das funktionierte am Landwirtschaftsweg einigermaßen gut. Ein Teil des Wassers floss nun die Straße entlang, ein anderer wurde über den Feldweg abgeleitet.

Kritsch wurde es dann gegen 18:00 Uhr, als - wie auch 2018 - ein extrem starker Wasserfluss aus der Einfahrt von Haus 35 kam.

Der traf im 90 Grad Winkel auf den bereits bestehenden Wasserfluss und den Randstein. Der Randstein wurde überspült und nahezu die doppelte Wassermenge schoss den Hülstrung hinunter und überspülte aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit die Gullys. Der Strom floss dann im unteren Bereich des Hülstrung (hier gibt es nur wenige kleine Gullys) zwischen den Häusern 22 und 24 in Richtung K10/Unterberg.
Die Randsteine wurden im betreffenden Bereich durch Pflastersteine erhöht und es wurden weitere Sandsäcke als Barrikaden aufgebaut, damit möglichst viel Wasser von den zwischenzeitlich geöffneten Gullys aufgenommen werden konnte.

 

Gegen 20:30 Uhr ließ der Regen nach und die Situation entschärfte sich zunehmend.

 

Vielen Dank an die vielen Helfer/Nachbarn/Freunde zwischen 12 und 78 (Jahren) die tatkräftig geholfen haben. Wir waren alle nass bis auf die Haut, aber haben es geschafft. Es gab keine Schäden durch durchfließendes Wasser. In nur zwei Kellern ist etwas Wasser durch die Wände gedrückt worden. Die Schäden blieben diesmal also sehr überschaubar.

 

Auf die paar, die uns dabei mit aufgespanntem Regenschirm und den Händen in der Tasche oder aus dem Wohnzimmer zugeschaut haben will ich hier nicht weiter eingehen.

Wie sagt man so schön in Köln / im Ruhrgebiet - jeder Jeck ist anders…bzw…sind immer die Gleichen die inner Kirche rauchen…

 

Eine kleine Analyse der Vorgänge und notwendige Maßnahmen

 

Bedingt durch den fortschreitenden Klimawandel müssen wir uns darauf einstellen, dass derartige Wetterereignisse zukünftig öfter eintreten. Alles andere wäre naiv und fahrlässig. Dafür sind sowohl Maßnahmen der Stadt als auch von jedem Einzelnen nötig. Schauen wir uns mal den genaueren Ablauf der Geschehnisse und deren Ursachen genauer an.

 

Die Ursache der Überschwemmungen am Hülstrung sind die darüber liegenden Felder. Bei den Flächen dürfte klar sein, dass eine Stauung des fließenden Wassers unmöglich ist. Es kann also nur darum gehen wie das kommende Wasser geleitet/verteilt wird und wann/wie der Ablauf erfolgt. Zu berücksichtigen ist auch – was über den Hülstrung fließt kommt in Unterberg an. Oberirdisch oder über die Kanalisation. Was gut für den Hülstrung ist hilft auch Unterberg.

 

Hierzu ein Blick auf die Topografie am Hülstrung.

Topologie Hülstrung (Quelle: https://de-de.topographic-map.com)

 

Der Hülstrung hat eine Hanglage mit einer mittleren Höhe von rd. 120m und liegt somit rd. 45m oberhalb von Unterberg, aber auch 10-20m unterhalb der Felder. Die auf dem Landwirtschaftsweg von den Feldern zusammenfließenden Wassermengen erreichen durch das Gefälle somit beträchtliche Fließgeschwindigkeiten. Auch innerhalb des Hülstrung sorgt der Höhenunterschied (rd. 12 m Höhenunterschied auf eine Länge von rd. 170 m) für sehr schnell fließendes Wasser, dass auf der Straße innerhalb des Hülstrungs größtenteils auf der linken Seite (bergab gesehen) fließt.

Wie für alle anderen Stadtgebiete gibt es bei der Stadt für den Hülstrung eine Starkregenkarte. Wie die Ereignisse in 2018 und 2021 gezeigt haben berücksichtigt diese die Fließgeschwindigkeiten nur unzureichend und ist somit in Teilen nicht richtig. Diese Karte ist auf der nachfolgenden Grafik durch die Wasserströme ergänzt und die kritischen Punkte vermerkt.

 

Starkregenkarte Hülstrung mit Fließrichtungen

 

Es wird deutlich, dass es drei Hauptwasserströme gibt – zwei davon betreffen den südlichen Hülstrung unmittelbar. Der südlichere fließt direkt nach Unterberg und führt dort regelmäßig zu Schäden.

Schauen wir uns das mal im zeitlichen Ablauf an. In der ersten Phase erfolgt der direkte Zufluss ausschließlich über den Landwirtschaftsweg. Dort sammelt sich das Wasser aus den höher gelegenen Feldern und trifft an dem Kritischen Punkt 1 im 90 Grad Winkel direkt auf den erhöhten Randstein und die Behelfsmauer.

Kritischer Punkt 1  - Kreuzung Hülstrung/Landwirtschaftsweg (Bild vom 01.08.2021)

 

Bis 15:30 Uhr konnten die dortigen Gullys die von oben herabfließenden Wassermassen aufnehmen. Als dann der andauernde Starkregen aufkam wurde der obere Gully komplett überspült und das Wasser traf fast unvermindert auf den Randstein und die Behelfssicherung. Ohne die Behelfssicherung hätte es wieder Wasserströme durch die Häuser gegeben (gestrichelter Verlauf ab Punkt 1) und dort Schäden angerichtet. Klar gesagt werden muss, dass die Maßnahmen der Stadt (Randsteine, Gullys, Querrinne) wesentlich geholfen haben.

 

Hier gilt es aber auch nachzubessern – die Behelfssicherung muss durch eine dauerhafte Sicherung ersetzt werden. Auch muss eine Möglichkeit geschaffen werden den Randstein – zumindest bei Starkregenereignissen – z.B. durch einsteckbare Planken zu erhöhen.

 

Auch ist es wenig hilfreich, dass das Feld genau in diesem Bereich nicht quer zum Hang sondern hangabwärts beackert wird. Hier sollten entsprechende Vorschriften erlassen bzw. kontrolliert und konsequent umgesetzt werden. Die Konsequenz ist auch gut auf dem entsprechenden Video zu sehen

 

Bergab beackertes Feld am Hülstrung (Bild vom 01.08.2021)

 

Bis zum Einsetzen der dauerhaften Starkregens um 15:30 Uhr waren die Felder bereits vollständig gesättigt und konnten kein Wasser mehr aufnehmen. Weiterhin haben sich erhebliche Wassermengen in den Senken hinter dem Haus Hülstrung 35 und der weiter außen liegenden Senke gesammelt.

In der Phase 2 kam es gegen 18:00 Uhr dann dazu, dass diese Senke unmittelbar am Hülstrung überlief (kritischer Punkt 2) und mit einem zusätzlichen erheblichen Wasserstrom auf den kritischen Punkt 3 traf. Dadurch kam es zu einer Vervielfachung der Wassermenge die dann die Straße im Hülstrung herunterfloss. Am tiefsten Punkt floss dieses Wasser dann zwischen den Häusern 22 und 24 Richtung K10/Unterberg. Die durchführten Maßnahmen wurden bereits benannt. Hierdurch wurde verhindert, dass sich ein zusätzlicher Wasserstrom in Richtung Haus 39 (gestrichelte Linie) bilden konnte und die die Straße herabfließende Wassermenge zumindest reduziert.

 

Das Gleiche passierte auch bei der südlich gelegeneren Senke (kritischer Punkt 4). Ein erheblicher Wasserfluss strömte dort nach dem Überlaufen der Senke Richtung Unterberg.   

Überflutete südliche Senke am Hülstrung

 

Hier besteht dringender Handlungsbedarf – es muss dafür gesorgt werden, dass sich das in den Senken angesammelte Wasser frühzeitig und kontrolliert abgeführt wird.  

 

An der Senke im südlichen Bereich (kritischer Punkt 4) könnte durch eine Aufschüttung des die Senke begrenzenden Weges das Stauvolumen etwas erhöht werden. Gleichzeitig müsste durch Rohre unterhalb des Weges für einen frühzeitigen Abfluss des Wassers gesorgt werden. Die Schäden in Unterberg werden vorrangig durch ein Überlaufen der Senke entstanden sein. Ein kleinerer, aber kontinuierlicher Abfluss dürfte unkritisch sein. Das dürfte keine sehr aufwändige Sache sein.

Auch die Senke hinter dem Haus 35 muss das angesammelte Wasser frühzeitig abgeführt werden. Diese Senke ist deutlich flacher als die Südlichere, hat aber eine größere Ausdehnung in der Fläche. Nach einer ersten Abschätzung liegt das Niveau der K10 hinter dem Haus 45 unterhalb des Niveaus der Senke. Hier besteht u.U. die Möglichkeit einer Abführung hinter den Häusern (also Feldseite) in die Kanalisation an der K10. Hier stehen ja eh Umbaumaßnahmen an. Hierzu wäre eine Einleitung im Senkenbereich und eine Verrohrung Richtung K10 notwendig. Da diese am Ende unterirdisch verläuft dürfte das auch den Besitzer des Feldes akzeptabel sein.

 

Sonstiger Handlungsbedarf

 

Generell sollte sichergestellt werden, dass die kleine Aufschüttung auf dem westlichen Teil des Obstwanderweges beigehalten wird. Das ist heute der Fall. Hierdurch wird sichergestellt, dass in Richtung Wanderweg herabfließendes Wasser abgeführt und nicht in Richtung der Häuser Richtung der Häuser 57/59 fließen kann. Dort bestehen eh schon Probleme durch das Wasser, das über das westliche Feld in deren Richtung fließt.

 

Weiterhin sollten bessere Aufnahmekapazitäten in die Kanalisation vor den Häusern 22/24 geschaffen. Hier sammelt sich das Wasser, was die Straße herunterfließt und die dortigen Gullys sind extrem klein/kaputt.